Die BMW R 6 war 1937 das erste Motorrad in der 600-cm³-Klasse des deutschen Herstellers BMW.
Ein Jahr nach Einführung der sportlichen R 5 stellte BMW die R 6 im Februar 1937 auf der Deutschen Automobilausstellung in Berlin vor.[1] Bereits 1938 folgte die R 61 mit Hinterradfederung.
BMW kombinierte einen neuen 600-cm³-Motor mit dem Getriebe und dem Fahrgestell der R 5. Der Motor mit neuem Tunnelgehäuse war als seitengesteuerter Langhuber mit 78 Millimetern Hub ausgelegt und bot durch Erhöhung der Zylinderbohrung Reserven zur Hubraumaufstockung, die bereits ein Jahr später bei der R 71 umgesetzt wurde. Die Positionierung des zentralen Luftfilters auf dem Getriebegehäuse wurde für alle zivilen BMW-Zweizylinder-Motorräder übernommen.
Mit einem Verkaufspreis von 1375 Reichsmark war die R 6 um 255 RM günstiger als die gleichstarke R 12 der 750-cm³-Klasse; 1850 Stück wurden 1937 gebaut.
Die R 6 entsprach – mit Ausnahme des Motors – der R 5 des Baujahrs 1937. Deshalb gab BMW auch nur ein gemeinsames Handbuch[2] und eine Ersatzteilliste[3] für die Motorräder heraus.
Der Motor war ein längs eingebauter Zweizylinder-Boxer-Viertaktmotor mit SV-Ventilsteuerung.
Das Motorgehäuse war ein Tunnelgehäuse, das heißt, es war nicht geteilt. Deshalb musste die Kurbelwelle beim Zusammenbau des Motors von Hand durch eine vordere Öffnung in das Gehäuse geschoben werden. Die Kurbelwellenlager saßen in den Deckeln, die die Öffnungen verschlossen. Nachteile gegenüber geteilten Gehäusen waren ein schwieriger Guss und eine aufwendige Kurbelwellenmontage, die nicht automatisiert werden konnte.[4] Die Nockenwelle lag über der Kurbelwelle und wurde direkt über ein schräg verzahntes Stirnradpaar vom vorderen Kurbelwellenstumpf aus angetrieben.
Die Nockenwelle öffnete über kurze Gleitstößel die Ventile.
Die Zylinder aus Grauguss hatten abnehmbare Zylinderköpfe aus Leichtmetall und radial verlaufende Kühlrippen.
Die zwei Amal-Vergaser M 76 saugten die Luft durch einen gemeinsamen Luftfilter auf dem Getriebegehäuse an.
Die Batteriezündung von Bosch arbeitete mit einem Unterbrecher, der in Fahrtrichtung vorne auf der Nockenwelle unter der Schutzhaube gemeinsam mit Zündspule und Verteiler angeordnet war. Die Gleichstromlichtmaschine mit 6 Volt Spannung war über dem Motorgehäuse angeordnet. Für Behörden- und Militärkunden waren leistungsfähigere Lichtmaschinen verfügbar.[3]
Die Zündung musste belastungs- und drehzahlabhängig mit einem Hebel an der linken Lenkerhälfte eingestellt werden.[2]
Die R 6 hatte ein fußgeschaltetes Getriebe mit Antriebswelle auf der rechten Seite des ungefederten Hinterrades. Zusätzlich zum Fußschalthebel war ein Handhebel an der rechten Seite des Getriebes vorhanden, der vor allem zum schnellen Auffinden des Leerlaufs empfohlen wurde.[2]
BMW bezeichnete die Kraftübertragung vom Getriebe zum Hinterrad als „Kardanwellenantrieb“, die Antriebswelle als „Kardanwelle“ und das Getriebegehäuse am Hinterrad als „Kardangehäuse“ – technisch richtig war es lediglich ein Wellenantrieb des Hinterrades, da es keine Kardangelenke gab.[5][2]
Das Tunnelgehäuse des Getriebes war an das Motorgehäuse angeflanscht. Die Eingangswelle des 4-Gang-Getriebes wurde von der Einscheiben-Trockenkupplung im Schwungrad der Kurbelwelle angetrieben. Die Ausgangswelle trieb über eine Hardyscheibe in direkter Verlängerung die Antriebswelle an.
Der Kickstarter wurde rechtwinklig zur Fahrzeuglängsachse betätigt.
Das Fahrwerk war ein geschweißter Doppelschleifenrahmen ohne Hinterradfederung. Vorderrad, Hinterrad und gegebenenfalls Beiwagenrad mit Steckachsen waren austauschbar.
Die Sattelhöhe betrug 72 cm[6].
Das Vorderrad wurde von einer ölhydraulisch gedämpften Teleskopgabel geführt.
Kenngröße | Daten der R 6[2] |
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Bohrung | 70 mm |
Hub | 78 mm |
Hubraum | 594 cm³ |
Leistung | 18 PS (13 kW) bei 4500 min−1 |
Höchstgeschwindigkeit | 125 km/h |
Leergewicht | 175 kg |
Tankinhalt | 15 L |
Klasse | Typ | 1920er | 1930er | 1940er | ||||||||||||||||||||
3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | ||
bis 250 cm³ | Tourenmotorrad | R 2 | R 20 | |||||||||||||||||||||
R 23 | ||||||||||||||||||||||||
Sportmotorrad | R 39 | |||||||||||||||||||||||
bis 500 cm³ | Tourenmotorrad | R 32 | R 42 | R 52 | R 4 | |||||||||||||||||||
R 3 | R 35 | |||||||||||||||||||||||
Sportmotorrad | R 37 | R 47 | R 57 | R 5 | R 51 | |||||||||||||||||||
bis 750 cm³ | Tourenmotorrad | R 62 | R 11 | R 12 | R 71 | |||||||||||||||||||
R 6 | R 61 | |||||||||||||||||||||||
Sportmotorrad | R 63 | R 16 | R 17 | R 66 | ||||||||||||||||||||
Prototypen, Rennmotorräder | R 7 | R 36 | ||||||||||||||||||||||
WR 750 | R 51 RS | |||||||||||||||||||||||
Militärmotorräder | R 12 | |||||||||||||||||||||||
R 75 Gespann |
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Vorkriegszeit | |||||
Zweiter Weltkrieg | |||||
Nachkriegszeit |
R 10 (Prototyp) • R 24 • R 25 • R 25/2 • R 25/3 • R 51/2 • R 51/3 • R 67/2 • R 68 | ||||
Vollschwingen-BMW 1955–1969 |
R 26 • R 27 • R 50 • RS 54 (Rennmotorrad) • R 60 • R 69 • R 50/2 • R 60/2 • R 50 S • R 69 S | ||||
„Strich-Fünfer“ 1969–1973 |
R 50/5 • R 60/5 • R 75/5 | ||||
„Strich-Sechser“ 1973–1976 |
R 60/6 • R 75/6 • R 90/6 • R 90 S | ||||
„Strich-Siebener“ 1976–1985 |
R 60/7 • R 75/7 • R 80/7 • R 100/7 • R 100 S • R 100 RS • R 100 RT • R 100 CS | ||||
„Kleine“ Zweizylinder-Boxer 1978–1985 |
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Zweizylinder-Boxer 1980–1997 |
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Vierventil-Boxer (1. Generation) 1993–2006 |
R 850 GS • R 850 RT • R 850 R / R Comfort • R 850 C • R 1100 R • R 1100 RS • R 1100 S • R 1100 GS • R 1100 RT • R 1150 RT • R 1150 R • R 1150 R Rockster • R 1150 RS • R 1150 GS • R 1150 GS Adventure • R 1200 C • R 1200 CL | ||||
Vierventil-Boxer (2. Generation) seit 2004 |
R 1200 S • R 1200 ST • R 1200 GS (K25) • BMW R 1200 R (K27) • BMW R 1200 R (K53) • BMW R 1200 RT (K26) • BMW R 1200 RT (K52) | ||||
F- und G-Baureihe seit 1993 |
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K-Baureihe (Reihenmotor) seit 1983 |
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HP-Baureihe |
HP4 • HP2 Enduro • HP2 Sport • HP2 Megamoto | ||||
Roller |