Die BMW S 1000 R ist ein Motorrad der Bayerischen Motoren Werke. Das Naked Bike wurde am 5. November 2013 auf der Zweiradmesse EICMA in Mailand präsentiert. Verkaufsbeginn war am 15. März 2014. Das Motorrad wurde im BMW-Werk Berlin in Spandau endmontiert.
BMW | |
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![]() BMW S 1000 R (K47) auf der HMT 2014 | |
S 1000 R (K47) | |
Hersteller | BMW |
Verkaufsbezeichnung | S 1000 R |
Produktionszeitraum | 2013 bis 2020 |
Klasse | Motorrad |
Bauart | Naked Bike |
Motordaten | |
Wasser-/ölgekühlter Reihenmotor mit vier Zylindern | |
Hubraum (cm³) | 999 |
Leistung (kW/PS) | 121/165 bei 11.000 min−1 |
Drehmoment (N m) | 114 bei 9.250 min−1 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 261 |
Getriebe | 6-Gang-Getriebe |
Antrieb | Kettenantrieb |
Bremsen | vorn Ø 320 mm Doppelscheibenbremsen hinten Ø 220 mm Scheibenbremse |
Radstand (mm) | 1439 |
Maße (L × B × H, mm): | 2057 × 845 × 1228 |
Sitzhöhe (cm) | 81,4 |
Leergewicht (kg) | K47: 205; K63: 199 |
Vorgängermodell | K 1300 R |
Nachfolgemodell | S 1000 R K63[1] |
Das nur leicht verkleidete Motorrad mit dem Werkscode K47 basiert technisch auf dem Superbike S 1000 RR und wurde von BMW als „Dynamic Roadster“ vermarktet.[2]
Ende 2020 erschien die S 1000 R mit dem Werkscode K63 als neues Fahrzeug.[3][4] Bei ihr sind die asymmetrischen Scheinwerfer entfallen.[5]
Gegenüber dem Basismodell BMW S 1000 RR, von dem der Roadster 75 % Gleichteile[2] erhielt, wurde die Nennleistung durch eine geänderte Motorabstimmung um 24 kW (33 PS) verringert. Die Nockenwellenprofile wurden modifiziert und die Motorsteuerung angepasst. Das Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich wurde durch geänderte Ansaugkanäle im Zylinderkopf deutlich erhöht.[6] In der Airbox wurde gegenüber der RR auf Schaltsaugrohre verzichtet.[7] Bis zu einer Drehzahl von 7500 min−1 erzeugt der Motor 10 Newtonmeter mehr Drehmoment als der Motor der RR.[2] Die Ventile bestehen anders als bei der RR aus Stahl anstelle von Titan. Wegen des damit verbundenen höheren Ventilgewichts wurde die maximale Drehzahl von 14.200 auf 12.000 min−1 gesenkt.[8]
Die S 1000 R hat statt einer Vollverkleidung eine Lampenmaske im Stil der Aprilia Tuono, von BMW als „Split Face“ bezeichnet, knappe Seitenteile und einen Bugspoiler.[9] Durch einen höheren und weniger gekröpften Rohrlenker[7] aus Leichtmetall ergibt sich für den Fahrer eine entspanntere Haltung.[9] Die Gabel wurde um 0,8 Grad flacher gestellt, wodurch sich der Nachlauf um 5 mm verlängert.[2][8] Der Radstand ist gegenüber dem Modell BMW S 1000 RR um 22 mm vergrößert.[7] Beide Maßnahmen stabilisieren den Geradeauslauf. Ein Lenkungsdämpfer ist serienmäßig eingebaut. Durch die umfangreichere Serienausstattung stieg das Leergewicht der fahrbereiten Maschine trotz fehlender Vollverkleidung um 4 auf 207 kg.
Die BMW S 1000 R hat einen quer eingebauten, um 32 Grad[10] nach vorn geneigten Reihenmotor. Der Vierzylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und einem Hubraum von 999 cm³ hat eine Bohrung von 80 mm, einen Hub von 49,7 mm und ein Verdichtungsverhältnis von 12,0 : 1. Je zwei Einlass- und zwei Auslassventile des wasser- und ölgekühlten Viertaktmotors werden über einen kohlenstoffbeschichteten Schlepphebel betätigt. Die Kurbelwelle hat den üblichen Hubzapfenversatz von 180 Grad. Der Motor leistet 121 kW (165 PS) bei 11.000 min−1, das maximale Drehmoment von 114 Nm wird bei einer Drehzahl von 9250 min−1 erreicht.
Das Motorrad beschleunigt in 3,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 261 km/h.[7]
Im Primärtrieb vom Motor zur mechanisch betätigten Anti-Hopping-Kupplung wird die Kraft über Zahnräder übertragen. Im Sekundärantrieb treibt eine O-Ring-Kette das Hinterrad an. Das geradverzahnte Getriebe mit Klauenschaltung hat sechs Gänge.
Die als BMS-X bezeichnete Motorsteuerung hat eine zylinderselektive Klopfregelung.[10] Die Rechnersysteme von Electronic Suspension Adjustment (ESA), Antiblockiersystem (ABS) und Automatischer Stabilitätskontrolle (englisch Automatische Stabilitäts Control, ASC) sind über einen CAN-Bus miteinander vernetzt. Ein Drive-by-Wire setzt die Gasgriffbefehle elektronisch in die entsprechende Drosselklappenstellung um. Die Starterbatterie hat eine Kapazität von 9 Ah und versorgt den elektrischen Anlasser. Die Nennleistung der Lichtmaschine beträgt 350 Watt.
Der Kraftstofftank fasst 17,5 Liter, davon sind 4 Liter Reserve. BMW gibt den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch mit 5,6 Liter auf 100 km bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h an. Ralf Schütze von Motortalk ermittelte einen Testverbrauch von 6,7 Liter auf 100 km, was einer theoretischen Reichweite von 260 km entspricht.[11]
Der Hersteller empfiehlt die Verwendung von bleifreiem Benzin mit einer Klopffestigkeit von mindestens 95 Oktan. Das Kraftstoff-Luft-Gemisch wird von einer elektronischen Kraftstoffeinspritzung gebildet. Die Abgasnachbehandlung durch zwei geregelte Drei-Wege-Katalysatoren senkt die Schadstoffe unter die Grenzwerte der Abgasnorm Euro 4. Die vier Abgaskrümmer der Auspuffanlage münden auf der rechten Seite in einen kurzen Endschalldämpfer aus Titan mit Interferenzrohr und Akustikklappen.
Das Fahrwerk baut auf einem 11,98 kg schweren Aluminiumverbund-Brückenrahmen auf und hat hinten eine Zweiarmschwinge aus Aluminiumguss mit indirekt angelenktem Monofederbein. Das Vorderrad wird von einer Upside-Down-Teleskopgabel mit 46 mm Standrohrdurchmesser und 120 mm Federweg geführt.
Am Vorderrad ist eine Doppelscheibenbremse mit Vier-Kolben-Bremssattel des italienischen Zulieferers Brembo eingebaut, hinten eine Scheibenbremse mit Ein-Kolben-Schwimmsattel. Das serienmäßige Antiblockiersystem wirkt auf beide Bremsen. Das Motorrad verzögert von 100 km/h in den Stand mit durchschnittlich 9,3 m/s² und benötigt einen Bremsweg von 41,5 Metern.
Eine Fahrdynamikregelung (englisch Automatic Stability Control, ASC) vergleicht die Drehzahl der beiden Räder, weicht sie deutlich voneinander ab, dann verhindert eine Antriebsschlupfregelung durch Gasrücknahme ein Ausbrechen des Hinterrads beim Beschleunigen.[2] Die Fußrasten sind, im Vergleich zum Modell RR, um 23 mm tiefergelegt, woraus ein entspannterer Kniewinkel resultiert.[12]
Die zweite Generation der S 1000 R mit 121 kW (165 PS) nutzt wieder die Architektur der S 1000 RR,[4] jedoch der Maschine mit dem Werkscode K67; das heißt, Alubrückenrahmen, Gitterrohrheckrahmen, Unterzugschwinge mit neuem Umlenksystem und neuen Light-weight-Gussrädern. Sie wiegt 199 kg.[3] Der Lenker wurde als „oversized dragbar“ (eine nahezu gerade, breite „Lenkstange“) mit einem Durchmesser von 32 mm ausgeführt. Es sind zwei Positionen einstellbar, eine verschiebt ihn um 1 cm nach vorne. Auf Wunsch sind 1 cm höhere Lenkerböcke erhältlich.[5]
Auch der Motor entspricht der 1000 RR, es wurde aber auf variable Ventilsteuerung ShiftCam verzichtet.[4] Der Verbrauch beträgt nach Herstellerangabe 6,2 l/100 km, die CO2 Emissionen betragen 144 g/km (nach WMTC).[13] Der Motor erfüllt auch die Euro-5-Abgasnorm.[5] Der Tank fasst mit 16,5 Litern einen Liter weniger als bei dem Vorgänger.[13]
Die Maschine hat LED-Beleuchtung (Serienausstattung), auf Wunsch ist adaptives Kurvenlicht (Headlight Pro) erhältlich. Die analogen Instrumente wurden durch ein TFT-Display ersetzt.[4]
Im Sommer 2022 wurde eine leistungsgesteigerte Version der S 1000 R vorgestellt. Mit ihren 210 PS Höchstleistung erreicht sie bis zu 280 km/h Höchstgeschwindigkeit.[14]
Ausreichend Anpressdruck wird durch Winglets erreicht, die die Vorderradachse an den Boden pressen. Die Bremsleistung wurde mit der M-Sportbremse aus der M 1000 RR gesteigert. Das Gewicht wurde unter anderem mit dem 1 kg leichteren Schmiederadsatz reduziert.
Der Basispreis betrug zum Verkaufsstart 12.800 Euro[11] in den Ländern der europäischen Währungsunion und 15.000 US-Dollar[15] in den Vereinigten Staaten. Damit war die Basisversion der R über 4000 Euro günstiger als die RR. Im März 2019 betrug der Grundpreis der S 1000 R 13.950 Euro.[16]
In der Klasse der unverkleideten Superbikes ist die S 1000 R mit einer Nennleistung von 160 PS aus einem Liter Hubraum überdurchschnittlich motorisiert.
Konkurrenzmodelle sind die Ducati Streetfighter 848 mit 125 PS, die Kawasaki Z1000 (1043 cm³, 142 PS), die Honda CB 1000 R (998 cm³, 125 PS), die Triumph Speed Triple 1050 (1050 cm³, 150 PS) und die Yamaha FZ1 (998 cm³, 150 PS) sowie die Aprilia Tuono V4 1100 RR (1077 cm³, 175 PS). Laut dem Handelsblatt griff BMW mit einem konkurrenzfähigen Einstiegspreis und auffälliger Optik vor allem die japanischen Motorradhersteller in ihrem Kerngeschäft an[17] und wählte statt einer hohen Gewinnspanne eine Strategie der hohen Stückzahlen.[2][18]
Jahr | Quelle | Neuzulassungen |
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2014 | [19] | 1.667 |
2015 | [20] | 1.830 |
2016 | [21] | 1.429 |
2017 | [22] | 1.486 |
2018 | [23] | 1.221 |
2019 | [24] | 970 |
2020 | [25] | 716 |
2021 | [26] | 1.185 |
Der an der asymmetrischen Lampengestaltung mehrfach geäußerten Kritik[17][27][28] entgegnete BMW-Chefdesigner Edgar Heinrich mit den Worten: „Wir sind das Gesicht in der Masse.“[27]
„Beim Wenden und Rangieren fällt der unangenehm geringe Lenkeinschlag auf. Das neue Display neben dem großen Drehzahlmesser mit Zeiger bietet alles, was man haben will, wirkt allerdings unübersichtlich. Dennoch ist die R die landstraßen- und alltagstauglichere, die komfortablere und somit für die überwiegende Mehrheit der Motorradfahrer wohl die geeignetere S 1000.“
„Wie jeder neue BMW-Reihenvierer zelebriert auch der hier eine gewisse Klangkörnigkeit. Wenn ein japanischer Vierzylinder ein Graubrot ist, dann ist das hier Pumpernickel. Es brüllt. Es brabbelt. Es röhrt. Über die kurze Übersetzung schiebt der Motor an, wie man es anhand der langweilig wirkenden Leistungsdaten nicht erwarten würde. Die Schräglagenfahrt ist ein Gedicht, das Fahrwerk wunderbar neutral, aber mit Restkanten, Spritzigkeit.“
„Zirka 30 PS weniger als ‚offen‘ – noch nie war das so leicht zu verschmerzen wie in diesem Fall. Bei der BMW S 1000 R nimmt man es sogar gerne in Kauf. Es bringt praktisch keine Nachteile mit sich, nur Vorteile: Leistung steht immer noch mehr als genug zur Verfügung, Beschleunigung und Durchzug sind sogar signifikant stärker, die Sitzposition ist viel entspannter − und obendrein ist der Preis erstaunlich günstig, erst recht für BMW-Verhältnisse.“
„Die nahe Verwandtschaft zur ‚Doppel-R‘ ist aus jeder Perspektive offensichtlich, auch wenn die Optik auf das Wesentliche reduziert wurde: Statt Vollverkleidung trägt die ‚Solo-R‘ eine Lampenmaske im Stile der Aprilia Tuono, knappe Seitenteile und einen Bugspoiler. Das stellt die Technik prachtvoll zur Schau, und der klassische Sportschalldämpfer mutierte zum Stummel-Endtopf. Gemäß der Designphilosophie des Hauses zeigt auch die Neue das Split Face, also das geteilte Gesicht.“
„Dass gegenüber dem RR-Motor 33 PS verlustig gegangen sind, macht der Gewinn an Drehmoment bei niedriger Drehzahl mehr als wett. Das Gerät bringt schon im Anlauf Kraft ohne Ende auf die Straße; das Vorderrad wird nur elektronisch auf dem Asphalt gehalten. Ihre 210 Kilo Gewicht fühlen sich im Rollen tänzerisch leicht an; gleichzeitig liegen sie in Kurven so stabil wie Blei im Regal. Hier muss nichts in Schräglage gezwungen oder geführt werden, bei der S 1000 R stimmt die Abstimmung.“
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Supersportler | |
Sporttourer | |
Tourer |
R1250RT • K1600GT • K1600GTL • K1600 Grand America • R18 Bagger • R18 Transcontinetal |
Reiseenduro |
G310GS • F750GS • F850GS • F850GS Adventure • R1250GS • R1250GS Adventure • F900XR • S1000XR |
Naked Bike |
G310R • F900R • R1250R • S1000R • M1000R • R nineT / Scrambler / Urban G/S |
Roller | |
Cruiser |
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Vorkriegszeit | |||||
Zweiter Weltkrieg | |||||
Nachkriegszeit |
R 10 (Prototyp) • R 24 • R 25 • R 25/2 • R 25/3 • R 51/2 • R 51/3 • R 67/2 • R 68 | ||||
Vollschwingen-BMW 1955–1969 |
R 26 • R 27 • R 50 • RS 54 (Rennmotorrad) • R 60 • R 69 • R 50/2 • R 60/2 • R 50 S • R 69 S | ||||
„Strich-Fünfer“ 1969–1973 |
R 50/5 • R 60/5 • R 75/5 | ||||
„Strich-Sechser“ 1973–1976 |
R 60/6 • R 75/6 • R 90/6 • R 90 S | ||||
„Strich-Siebener“ 1976–1985 |
R 60/7 • R 75/7 • R 80/7 • R 100/7 • R 100 S • R 100 RS • R 100 RT • R 100 CS | ||||
„Kleine“ Zweizylinder-Boxer 1978–1985 |
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Zweizylinder-Boxer 1980–1997 |
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Vierventil-Boxer (1. Generation) 1993–2006 |
R 850 GS • R 850 RT • R 850 R / R Comfort • R 850 C • R 1100 R • R 1100 RS • R 1100 S • R 1100 GS • R 1100 RT • R 1150 RT • R 1150 R • R 1150 R Rockster • R 1150 RS • R 1150 GS • R 1150 GS Adventure • R 1200 C • R 1200 CL | ||||
Vierventil-Boxer (2. Generation) 2004–2013 |
R 1200 S • R 1200 ST • R 1200 GS • R 1200 GS Adventure • R 1200 R • R 1200 RT | ||||
Wasser-Boxer (1. Generation) 2013–2019 |
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F- und G-Baureihe seit 1993 |
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K-Baureihe (Reihenmotor) seit 1983 |
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HP-Baureihe |
HP4 • HP2 Enduro • HP2 Sport • HP2 Megamoto | ||||
Roller |
R 10 (Prototyp) • C1 125 • C1 200 • C 600 Sport • C 650 GT • C Evolution |